Schnitger300_Logo_gold_Abstand

Arp Schnitger ist Norddeutschlands bekanntester Orgelbauer des Barock.

Herausragend und stilprägend ist der brillante bis herbe Klang seiner Instrumente, einzigartige Klangkunstwerke, die eine exzellente handwerkliche Qualität auszeichnet. Die äußere Gestalt ist in ihrer formalen Strenge mit norddeutsch-nüchterner Verzierung zeitlos schön.
2019-03-08-Arp-Schnitger-Orgel-Jork-Christoph-Schonbeck-LK
2019-03-08-Arp-Schnitger-Orgel-Estebrugge-Christoph-Schonbeck-LK
2019-03-08-ARp-Schnitger-Orgel-Stade-Christoph-Schonbeck-LK

Schnitgers arbeitsteilig organisiertes Manufakturprinzip erlaubte den Bau mehrerer Instrumente gleichzeitig. Die allermeisten Orgeln stehen in Norddeutschland und den Niederlanden, Schnitger lieferte aber auch bis zum Zarenhof nach Russland, Portugal - selbst in Brasilien findet sich ein verlagertes Instrument. Konzeption und klangbestimmende Bauteile wie die Pfeifen kamen aus der Feder bzw. Werkstatt des Meisters, die zuerst in Stade, die längste Zeit in Hamburg und später in Neuenfelde bei Hamburg angesiedelt war. Die Lage der Orte nahe der schiffbaren Elbe kam den Herausforderungen beim Transport der empfindlichen Bauteile und teils meterlangen Pfeifen entgegen. Am Entstehungsort der Orgeln ließen sich seine Meistergesellen für den mehrjährigen Bau nieder.

Einfache Konstruktionen in komplexer Anordnung bei kompromissloser Qualität der Materialien bedingten die Haltbarkeit der Instrumente.
Soli deo gloria – Allein zur Ehre Gottes

lautete das Schaffensprinzip, mit dem Schnitger nicht selten Verträge besiegelte. Alles sollte sehr gut und für die Ewigkeit werden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich historisch orientierte Orgelbauwerkstätten Schnitgers Bau- und Fertigungsprinzipien angeeignet und erschaffen bis zum heutigen Tage wieder Instrumente in seinem Geist und in ähnlicher klanglicher und handwerklicher Qualität.

Der besondere Klang und die früher zeittypische, meist mitteltönige Stimmung von Schnitgers Orgeln inspirierten und inspirieren ganze Generationen von Komponisten zu musikalischen Werken. Stellvertretend seien Dietrich Buxtehude, Vincent Lübeck oder der zeitgenössische Komponist Pier Damiano Peretti genannt.

Von den etwa 140 Neubauten oder wesentlichen Umbauten, die Schnitger vornahm sind weltweit etwa 30 Orgeln soweit erhalten, dass „Schnitger“ erkennbar ist. Die übrigen Instrumente fielen vor allem Bränden zum Opfer – Kirchtürme zogen bis zur Einführung von Blitzableitern das Feuer regelrecht an – Kriegsfolgen, aber auch eine Modernisierungsdoktrin in Verkennung historisch einzigartiger Qualität besiegelte das Schicksal vieler Instrumente seit der Romantik. Inzwischen ist die unantastbare Qualität der Substanz unbestritten, man versteht die Bauweisen Arp Schnitgers so gut, dass viele Kopien seiner Instrumente quer über die ganze Welt verteilt sind und von Skandinavien über Amerika bis nach Asien als Botschafter des Norddeutschen Orgelklanges wirken.

Verfasser

Christoph Schönbeck
NOMINE e.V.